15.09. - 28.09.2009 Kreta
Wir hatten bereits einige Male unseren Urlaub auf den Kanarischen Inseln verbracht und kannten uns dort schon recht gut aus. In diesem Jahr wollten wir gerne einmal ein anderes Land kennen lernen und entschieden uns daher für die größte griechische Insel – Kreta.
Wir wollten nicht in eines der typischen Touristencentren, sondern suchten uns über FeWo-Direkt eine kleine Ferienwohnung im Süden der Insel. Giannis, unser Vermieter, war sehr nett und hilfsbereit. Jederzeit standen er oder seine Frau für Fragen oder Ausflugtipps zur Verfügung. Die schöne Ferienwohnung lag hoch über Makrigialos (ca. 25 km östlich von Ierapetra) mit Blick über das Meer und war ca. 2 Autostunden von Heraklion entfernt. Von Makrigialos unternahmen wir viele wunderschöne Touren mit dem Mietwagen. Dieser ist übrigens unerlässlich und sollte bereits am Flughafen übernommen werden.
Kreta ist eine sehr große Insel, so dass wir uns nur auf den Osten der Insel konzentrierten. Teilweise sind die Dörfer noch sehr ursprünglich, aber gerade das machte den Reiz aus. Die Menschen waren sehr freundlich und hilfsbereit. Giannis hatte uns die Taverne Piperia in dem kleinen Bergdorf Pefki empfohlen. Hier gab es den besten Griechischen Salat! Überhaupt kochten wir recht selten, da man sehr günstig - und sehr gut! - in den Tavernen essen konnte.
Wir wanderten durch malerische Schluchten und badeten an traumhaften, schneeweißen und fast menschenleeren Stränden. Die Ausgrabungsstätte Knossos sowie die Lassithi-Hochebene sind ein MUSS für jeden Kreta-Urlauber. Auch einen Ausflug auf die unbewohnte Insel Chrissi sollte auf dem Programm stehen.
Wir hatten uns bewusst für eine Ferienwohnung im Süden von Kreta entschieden, da im Norden der Insel die Touristenhochburgen liegen, z. B. Rhethymno, Georgioupoli oder Chania. Außerdem waren die Mietpreise im Süden günstiger. Wir waren Ende September auf Kreta und auch dann war es teils noch sehr warm. Der Süden ist grundsätzlich wärmer als der Norden, im Sommer werden es schon mal 40 Grad und mehr.
Makrigialos hat touristisch nicht viel zu bieten. Es ist ein ruhiger kleiner Ort mit allen notwendigen Geschäften, Kioske, Supermärkten, Internetcafé und vielen Tavernen und Restaurants, letztere hauptsächlich am Hafen. Außerdem gibt es ein paar kleine Hotels, die überwiegend von Briten gebucht werden. Unser Vermieter hatte am Strand ein Wassersportgeschäft, wo wir zu günstigen Konditionen Jetski fahren konnten. In der Hauptsaison sind auch Motorboote, Wasserski und Paragliding im Angebot.
Das Umland von Makrigialos kann man super mit dem Leihwagen erkunden, die Straßen sind meist gut ausgebaut. Die Taverne Piperia in Pefki haben wir oftmals besucht, die Besitzer waren unheimlich nett und freundlich – auch wenn die Verständigung ein wenig schwierig war. Der Besitzer konnte ein wenig Englisch und lud uns zum Ende unseres Urlaubes sogar zu einem „Kretischen Abend“ ein. Dieser Abend war ein Erlebnis: Außer uns hatte es nur noch ein dänisches Ehepaar dorthin verschlagen und ansonsten waren nur die Einwohner von Pefki und der Umgebung anwesend. Für 25,00 EUR gab es ein sehr gutes Essen und Wein und Getränke bis zum Abwinken. Als dann noch die ersten Tänze bei Livemusik aufgeführt wurden, hielt auch uns nichts mehr auf den Stühlen. Wie wir nach Hause gekommen sind, wissen wir nicht mehr so genau …
Ierapetra ist die südlichste Stadt Europas. Man kann ein venezianisches Kastell und die Tzami-Moschee besichtigen. Außerdem steht in einer kleinen Gasse ein winziges, verlassenes Haus, in welchem angeblich Napoleon einmal gewohnt haben soll. Ob das allerdings stimmt, wagen wir zu bezweifeln. Es gibt eine sehr geschäftige Uferpromenade mit vielen Restaurants und Tavernen und man kann gemütlich durch die türkische Altstadt mit ihren schmalen, gepflasterten Gässchen bummeln.
Die kleine unbewohnte Insel Chrissi liegt 15 km südlich von Ierapetra und ein Boot fährt 2x täglich von Ierapetra dorthin. Auf der Insel gibt es ein einfaches Restaurant und ansonsten herrliche Dünenfelder und kristallklares Wasser. Die Insel ist nicht allzu groß und man kann man sie in knapp 2 Stunden umrunden. Die weißen feinsandigen Strände sind zum Teil mit kleinen Muscheln und Schneckenhäuschen übersät. Fast wie im Paradies! Ein idealer Ort, um abzuschalten und einen gemütlichen Strandtag einzulegen.
Insel Chrissi
Sitia ist die östlichste Stadt Kretas. Das kleine Städtchen hat einen malerischen Hafen und ein altes Kastell, welches besichtigt werden kann. Auf dem Weg von Makrigialos nach Sitia kamen wir an unzähligen Olivenplantagen vorbei – dem Markenzeichen Kretas. Auch waren die Straßen teils recht abenteuerlich: Zunächst neue und gut ausgebaute Straßen, welche dann plötzlich in eine Schotterpiste übergehen. Man sieht viele Miniatur-Kirchen und Kapellen am Straßenrand stehen. Unser Vermieter erklärte uns später, dass an diesen Stellen Inselbewohner durch Autounfälle ums Leben gekommen sind und die Familienangehörige stellen den Toten kleine Gedenkstätten auf. Diese Kirchlein kann man übrigens an fast jeder Tankstelle kaufen. Wir fanden das ein wenig merkwürdig …
Auf dem Heimweg besichtigten wir das Kloster Moni Toplou - eines der meist besuchten Kloster der Insel. Unterwegs muss man immer wieder darauf achten, dass man die vielen Wildziegen (Kri-Kri) nicht überfährt. Diese streunen oftmals in ganzen Rudeln durch die Gegend und sind überhaupt nicht scheu.
Kloster Moni Toplou
Die Orte rund um den Mirabello Golf sind sehr touristisch.
Das malerisch gelegene Städtchen Agios Nikolaos ist ein ehemaliger Fischerort und heute geprägt von Tourismus, aber mit angenehmer Atmosphäre. Mittelpunkt von Agios Nikolaos ist der Voulismeni-See mit seinen vielen Tavernen und Restaurants. Der See ist durch einen kurzen Kanal mit dem Hafen verbunden. Besonders stimmungsvoll ist es am Abend, wenn sich die vielen Lichter der Tavernen und Restaurants im See spiegeln.
Gut 10 km nördlich von Agios Nikolaos liegt Elounda, ein sehr touristischer Ort. Vom Hafen aus fahren regelmäßig Boote zu der vorgelagerten Insel Spinalonga. Die bedeutende Festung wurde von den Venezianern errichtet, um den Hafen von Elounda zu schützen. Von 1903 bis 1957 bestand dort ein Ghetto für Leprakranke, wo die Aussätzigen der Gemeinschaft isoliert lebten. Die Besichtigung der Insel mit den verbliebenen Gebäuden ist sehr interessant!
Das ca. 11 km südwestlich von Agios Nikolaos entfernte Krita ist bekannt für seine eindrucksvolle Kirche Panagia Kera. Diese liegt malerisch zwischen einem Kiefern- und Zypressenhain und ist berühmt für ihre ausdrucksvollen Fresken, welche zu den bedeutendsten und besterhaltesten byzantischen Wandmalereien auf Kreta gehören.
Kirche Panagia Kera
Wer auf Kreta weilt, sollte auf jeden Fall Knossos besuchen. Knossos ist eine der touristischen Höhepunkte auf Kreta und liegt ca. 5 km südlich von Heraklion. Für uns, die wir im Süden wohnten, bedeutete dies ca. 2 Stunden Autofahrt, die sich aber in jedem Fall lohnen.
Knossos ist die wichtigste archäologische Ausgrabungsstätte auf Kreta und bekannt durch den „Palast von Knossos“ - die größte, aus minoischer Zeit stammende Palastanlage. Man sollte sich auf jeden Fall genügend Zeit mitbringen, um sich in Ruhe die riesige Anlage anzuschauen. Im Nachhinein fanden wir es ein wenig schade, dass wir uns nicht einer Führung angeschlossen haben. Wir hatten zwar einiges in unserem Reiseführer gelesen, aber eine Führung wäre ratsam gewesen.
"Heiliger Stier" der Minoer
Wir waren zwar außerhalb der Saison auf Kreta, aber trotz allem war der Besucherandrang in Knossos recht groß. Man sollte also so früh wie möglich dorthin fahren. Außerdem ist es am Vormittag noch nicht so heiß, viel Schatten gibt es nämlich nicht.
Die Lassithi-Hochebene liegt ca. 50 km südöstlich von Heraklion, gut 800 m hoch im Dikti-Gebirge und ist ein fast kreisrundes, sehr fruchtbares Plateau. Die Fahrt dorthin führt durch eine wunderschöne Landschaft, über Serpentinen, einen Pass und dann wieder hinunter auf die Ebene. Hauptsächlich werden Kartoffeln, Gemüse, Äpfel, Birnen und Weizen angebaut. Die 17 Dörfer liegen alle am Rand der Ebene, um nicht kostbares Ackerland zu verschenken. Schön anzuschauen sind die vielen alten Windräder, wovon die meisten allerdings nicht mehr bespannt und demzufolge nicht mehr in Betrieb sind. Diese Aufgabe übernehmen heutzutage moderne Dieselmotoren.
Eine Straße führt rund um die Lassithi-Ebene und durch die Dörfer. Im dem Dorf Psichro gibt es eine besondere Attraktion: Dikteon Andron - die sagenumwobene Geburtshöhle des Zeus, die besichtigt werden kann. Wir kamen allerdings leider zu spät, die Höhe wird bereits um 16:00 Uhr geschossen. Schade! In Tzermiado finden wir dann die nette, kleine Taverne „Kri-Kri“, welche kretische Küche anbietet. Wir waren die einzigen Gäste und wurden überaus freundlich bewirtet. Das Essen war vorzüglich!
Von Sitia aus empfiehlt sich ein Abstecher an die Bucht von Vai – Kretas einzigem Palmenstrand ganz im Osten der Insel. Dieser ist entsprechend touristisch angebunden und sehr gut besucht, aber auf jeden Fall einen Ausflug wert.
Bucht von Vai
Schöner und wesentlich einsamer ist der Strand in Xerokambos – schneeweißer zarter Sand und glasklares Wasser. Wir teilten den Strand nur mit einer Handvoll Menschen. Herrlich - unbedingt empfehlenswert!
Xerokambos
Eine unserer größeren Wanderungen (ca. 3 Stunden) führt uns von Maronia nach Presos und zurück - eine antike Stätte, wo man die Überreste des nachminoischen Presos findet. Man sagt, dass dort die „wahren“ Kreter wohnten.
Die Wanderung führt über Feldwege, Schilfbestand und üppige Vegetation. Der letzte, zum Teil steile Aufstieg zum antiken Presos war in der Mittagsonne schon ein wenig anstrengend.
Von Kato Zakros aus führt uns eine Wanderung (ca. 4 Stunden) nach Zakros und zurück durch das „Tal der Toten“. Die Schluchtwände im Tal sind von Höhlen zerfurcht, in denen früher die Toten beigesetzt wurden. Man wandert durch Schilf, Palmen und wilde Kräuter, wie Thymian und Salbei, welche herrlich intensiv duften. Am Ende des Canyons kommt man an den archäologischen Ausgabungen von Kato Zakros vorbei, die besichtigt werden können.
Tal der Toten
Die kleine Wanderung (ca. 1 Stunde) führt zu der versteckten Tropfsteinhöhle Vriko. Von Pefki aus fahren wir ein kleines Stück mit dem Wagen, bevor uns ein Pfad durch die unberührte Bergwelt führt. Ein großer Feigenbaum zeigt uns den Eingangsschacht der Höhle an der durch einen Zaun gesichert ist. Eine steile Holztreppe führt nach unten in zwei Höhlenarme. Es dringt nur wenig Tageslicht in die Höhle und man sollte unbedingt eine Taschenlampe mitnehmen.
Kreta
von Eberhard Fohrer
Michael Müller Verlag, Erlangen, 814 Seiten, Auflage 2009
Umfassendes Reisehandbuch mit vielen Tipps, Fotos, Übersichtskarten und Pläne, Wanderungen und Touren
Kreta – Der Osten: Wanderführer
von Wolfgang Fischer
Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH, Bielefeld, 384 Seiten, Auflage 2009
40 ausgewählte Tourenbeschreibungen mit exakten Karten und Höhenprofilen
Kreta
Karl Baedeker GmbH, Ostfildern, 255 Seiten, Auflage 2002
Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten in übersichtlicher Gliederung, fundierte Hintergrundinformationen, ausgewählte Routenvorschläge zu den schönsten Zielen der Insel, Karten und Pläne zur Orientierung, eine große Inselkarte, Farbfotos